Home Office Erkenntnis 3: Segen und Fluch

Home Office Erkenntnis 3: Segen und Fluch

Home Office Erkenntnis 3: Segen und Fluch

Angesichts des drohenden Untergangs unseres genauso abendländischen wie straff durchgetakteten Lebensstils, gilt es zu tun, was bei Veranstaltungen dieser Größenordnung stets getan zu werden hat: Ein Kommentar muss her, um das Geschehen einzuordnen, im Home Office keiner Depression anheim zu fallen und bloß nichts zu verpassen! Und das aber bitteschön genauso kurzfristig wie -weilig!

Sagen wir mal so: Die Eskapaden um meine Körperhygiene und den Dresscode für Teilnehmer hochkarätiger Videokonferenzen hatten mich gestern von einem viel wesentlicheren Umstand abgelenkt! Das Herz des in mir schlummernden IT’lers überschlägt sich einstweilen, da sich nun endlich auch der letzte genauso technik-verdrossene wie analoge Kollegen mal mit den tollen digitalen Tools auseinandersetzt, die das bunte Internetz zu bieten hat und die ich schon seit Jahren unters Volk zu bringen versuchte.  Obendrein kann man wohl mit Fug und Recht sagen, dass wir digitalisierter aus diese Krise herauskommen werden, als wir hineingeraten sind. Quasi gezwungenermaßen. So lässt sich auch der aktuellen Lästigkeit also etwas Positives abgewinnen! Wie schön! Und wenn sich dann alle dran gewöhnt haben, dass Videokonferenzen kein Hokuspokus sind, wird sich plötzlich die Luftfahrtbranche umschauen, weil trotz überstandenem Killervirus niemand mehr für zweistündige Meetings ans andere Ende der Republik zu jetten bereit ist.

Wir schweifen ab. Für die neuen Mitglieder meiner Hörerschaft mag das überraschend sein… ich persönlich habe das Erstaunen über dieserlei Vonstöße schon vor geraumer Zeit abgelegt und akzeptiert, dass ich nie dort ankomme, wo ich zu Beginn eines Aufsatzes angepeilt hatte hinzugelangen. Wo waren wir also?

Videokonferenzen sind aus diversen Gründen eine sensationelle Erfindung. Und waren dies übrigens auch schon vor zehn Jahren, führten aber bis hierher ein Schattendasein im kommunikativen Neuland, weil deren Anberaumung vermeintlicherweise den Geruch komplexer Hochtechnologie versprüht. Wie wir jetzt aber lernen, braucht es nur einen Virus mit Biername, um die meetingsbegeisterte Schreibtischtäterschar für den Fortschritt zu digitalen erwärmen. Das könnten wir mit ein paar anderen Menschheitsproblemen doch auch versuchen, wo wir gerade dabei und offen für Veränderungen sind:

  • Wie wäre es mit Zombies, um dem Klimawandel Herr zu werden?! Die heißen dann alle ganz harmlos „Helene Fischer“ beißen jeden, der mit dem Auto zum Briefkasten fährt!
  • Oder ein Angriff Außerirdischer, die aber nur 30cm groß sind, wie Glücksbärchis aussehen und jedem sein Geschlechtsteil auf die Stirn zaubern, der nicht lieb zu anderen Leuten ist und ihnen das Klopapier wegkauft.

A pro pos Klopapier und anknüpfend an die erste Folge dieses Tagebuchs: Ich hörte, dass in Schottland Whiskey, in Italien Kippen und Grappa und in den USA Medikamente und Waffen dieser Tage überaus begehrte Konsumgüter sind. Gerade bei den Waffen ist das mit dem Konsum ja aber so ne Sache! Je nachdem, in welche Richtung man die benutzt, könnte das ein recht einmalige Darbietung werden. Und ob wir mit dem Hamstern von Mehl und Kackband da nicht vielleicht doch noch eine Ecke geistesgegenwärtiger aufgestellt sind, würden bestimmt auch die Glückbärchen-Aliens goutieren.

Wieder abgeschwiffen! Ob das pathologisch ist und einer Behandlung mit wohlriechender Paste bedarf, die man sich überall hinschmiert, um anschließend stundenlang in der Sonne zu liegen? Da wäre ich dabei! Wo waren wir?

Videokonferenzen finde ich bombe, hatte ich gerade eben noch zu untermauern angesetzt und wollte dann scharf abbiegen und zu bedenken geben, dass das nur so lange Bestand hat, bis von unterschiedlichen Stellen tagtägliche Status-Calls anberaumt werden, um das versprengte Kollegium bei Laune und Stange zu halten. Bei mir hat das in den letzten Tagen derartige Ausmaße angenommen, dass ich fast ausschließlich statuskonferiere, aber gar keine Zeit mehr habe, zwischen dem Ende des einen Calls und dem Beginn des nächsten überhaupt etwas an meinem Status zu verändern, von dem ich dann berichten könnte.    Besonders gut gefällt mir auch die inflationäre Verwendung und Vermischung diverser Kommunikationsplattformen. Ich korrigiere: ALLER bekannten Kommunikationsplattformen. Ich habe so dermaßen viele verschiedene Messenger und Kollaborationstools gleichzeitig offen, die mit Klingeln und Blinken um meine Aufmerksamkeit buhlen, dass von strukturierter Arbeit eigentlich keine Rede mehr sein kann. Und in Zeiten der um sich greifenden Apokalypse ist ja auch noch viel mehr los auf dem Ether als sonst!    Wenn man dann auch noch mehr Geräte auf dem Schreibtisch liegen hat, als Unterhosen im Schrank, dann entwickelt sich das Gebimmel ganz schnell zum Dauerton. Damit hätten wir dann auch geklärt, wie ein Tinnitus zu Stande kommt. Himmel, was hier loooos ist? Aber wenigstens bekommt man bei dem ganzen Stress nicht mit, dass sich vor dem Fenster die Helene-Fischer-Zombies mit den Glücksbärchen-Aliens um Klopapier, Kippen und Rotwein kloppen.

Weitermachen! Bis bald!