Home Office Erkenntnis 4: Mit Schlips und Kragen

Home Office Erkenntnis 4: Mit Schlips und Kragen

Home Office Erkenntnis 4: Mit Schlips und Kragen

Angesichts des drohenden Untergangs unseres genauso abendländischen wie straff durchgetakteten Lebensstils, gilt es zu tun, was bei Veranstaltungen dieser Größenordnung stets getan zu werden hat: Ein Kommentar muss her, um das Geschehen einzuordnen, im Home Office keiner Depression anheim zu fallen und bloß nichts zu verpassen! Und das aber bitteschön genauso kurzfristig wie -weilig!

Das Ende der Woche naht und damit auch das Finale der ersten Dauerschleife im Homeoffice. So richtig spannend wird’s ja aber erst am Wochenende, wo gerade die Nachricht über den Ether rauscht, dass in Bayern ab heute Abend Ausgangsbeschränkungen gelten. Bei REWE reißen sich qua dieser Nachricht gleich bestimmt wieder die Hamster von der Leine los. Wobei: Die haben sich ja letzte Woche schon so über die Maßen eingedeckt für die kommenden Monate, dass ab jetzt ja eigentlich nur noch jene Mitmenschen dort anzutreffen sein sollten, denen die Sinne noch nicht derart abhandengekommen sind. Dazu kommen wir aber später nochmal.

Vorerst möchte ich aber meine Bangigkeit darüber äußern, was eine Kasernierung in den eigenen vier Wänden wohl mit mir im Stande ist anzustellen, wenn der Job ruht, kein internetfähiges Gerät mehr per Klingeln zur Geschäftigkeit auffordert und auch die sonstigen wochenendlichen Zeitvertreibe aus bekannten Gründen größtenteils ausfallen. Zu allem Überfluss wurden Youtube und Netflix von der EU gebeten, ihre Bildqualität zu drosseln, um die Netze nicht zu überlasten. Ich freue mich schon auf die Meldung, wenn dieselbe Bitte an Youporn rausgeht. Dann droht uns der Aufstand der Hand-Werker. Hihihi…

Spätestens die Degradierung zu Internetfernsehen in bescheidener Qualität wäre die perfekte Gelegenheit, sich jenen Dingen zu widmen, die man schon seit Ewigkeiten vor sich her prokrastiniert: Steuererklärung, Renovieren, Endlich mal die Kartons vom letzten Umzug auspacken, Keller aufräumen, mal gucken wie es den Kindern wohl geht, die man am Dienstag zuletzt gesehen hat, bevor man vollends vom Homeoffice vereinnahmt wurde. Alternativ widmet man sich halt einem der diversen Sportkurse, die Firmen und Fitnesstempel nun anbieten. Auch da lacht sich doch wieder die App-Branche ins Fäustchen, die das schon seit Jahren anbietet… aber plötzlich ist es hipp.

Als ich vor ein paar Tagen meinen Schreibtisch einpackte, um ihn im heimischen Büro wieder aufzuschlagen (Tapeziertisch oder mobile Massagebank), war ich ja noch der naiven Vorfreude aufgesessen, dass der Arbeitsalltag an sich etwas ruhiger würde, wenn niemand mehr in mein Büro gestürmt käme… „weit gefehlt!“, rufe ich retrospektiv meinem Vorzeit-Ich durch Zeit und Raum! Ohne mich jetzt wieder in Ergüssen über das Für und Wider von Videokonferenzen zu ergehen, muss das besser werden! Ich weiß nur noch nicht, wie! Einzelne Kommunikationskanäle abzuschalten birgt ja nur wieder das Risiko, dass irgendwer denkt, man sei am Schreibtisch eingeschlafen. Ohne Hose versteht sich.          A pro pos Hose! Ich habe ein neues Hobby: Ich ziehe mich jetzt obenrum immer an, als trüge ich gleich die Tagesthemen vor: Hemd, Krawatte und Jackett! Das ganze Konglomerat aber in derart grauslichem Arrangement, dass es den anderen Videozugeschalteten schaudern muss, sich aber natürlich niemand traut zu fragen! Vor allem auch nicht nach dem Beinkleid! Ich schwanke da allmorgendlich zwischen Jogginghose und keine Hose, wobei letzteres dann über Tag doch kühler wird, als es aufzuheitern vermag. Und alle anderen bekommen es ja nicht mal mit. Ganz allgemein muss man aber sagen, dass die Verlotterung schon in der ersten Home Office Woche durchaus ein Thema war.

Wir verlassen diesen Themenkomplex nun aber endlich und wenden uns noch ein paar Überlegungen zu, die sich mir im Laufe des Tages offenbart haben:

  1. Warum dürfen Restaurants eigentlich bis 18:00 geöffnet haben? Ist Corona nachtaktiv und kommt vorher nicht aus den Federn? Oder geht unsere Legislative davon aus, dass nach 18:00 DER DEUTSCHE jegliche Hemmungen verliert und den oder die neben ihm an der Bar Sitzende mit Zungenküssen beglückt?
  2. Wenn demnächst das Vor-die-Tür-Treten verboten wird, bringt uns das in eine Situation, die sich noch vor kurzem niemand zu erträumen gewagt hätte: Menschen schleichen sich im Schutze der Dunkelheit raus, um frische Luft zu atmen oder gar Sport zu treiben. Und als wäre das nicht schon kurios genug, machen sie sich damit (je nachdem, wie barbarisch es kommt) auch noch strafbar. Erinnert mich an meine Nichte, die mal zu meiner Mama, ihrer Oma, sagte, „Emi, du weißt doch, dass ich keine Schokolade mag, Bringt mir doch lieber eine Gurke mit!“   Manchmal wissen einen die Menschen noch zu überraschen!

Und mit 3. Kommen wir zum letzten Punkt des Tages und der Woche: Sollte es in 10 Monaten einen Babyboom geben, wird allen unbestreitbar klar, dass die Leute das mit dem social Distancing nicht ernst genommen haben! Gibt’s für den Beischlaf dann nachträglich ein Knöllchen?

Schönes Wochenende und bis bald!