Ich war im März 2020 auf Fuerteventura und wurde von den Kollegen von Hannes Hawaii Tours gebeten, die zusehends müden Triathleten etwas aufzumischen. Das Unterfangen ist dann ein klein wenig außer Kontrolle geraten und endete in gleich drei Vorlesungen.

So! Wer ist er denn nun bitteschön? Den haben wir 1. nicht bestellt und 2. stand er nicht auf dem Trainingsplan! Aus eigener Erfahrung weiß ich ja, dass man es als Triathlet gar nicht gerne hat, wenn es Abweichungen vom Trainingsplan gibt… immerhin war der teuer und auch der Matratzenhorchdienst ist straff durchgetime’t. Außerdem suggeriert ein Blick auf die Garmin schon seit ein paar Minuten den alsbaldigen Abarsch!      Um ihr keine weiteren Schwierigkeiten zu bereiten, bleibt die Person ungenannt, die es für eine gute Idee hielt, mich einzuladen, um abseits der körperlichen Ertüchtigung für etwas mentale Zerstreuung zu sorgen. Jedenfalls und überhaupt ist mein Name Ulli, seit Kurzem firmiere ich als Bundeskassner und bin einigen von euch eventuell bekannt von der Triathlon Affen.

Beim Runner‘s World Camp war ich letzte Woche als Guide dabei, aber als der Sandsturm über uns hereinbrach, den einige von euch am eigenen Leibe miterleben durfen oder von dem ihr in den Medien gehört habt, bevor die Hysterie um den unser aller Leben ins Chaos zu stürzen drohenden Killervirus alles vereinnahmt hat. Als Guide jedenfalls und weil wir also wegen des sandigen Apokalyse nicht trainieren konnten, wurde etwas Erheiterung notwendig… auch um Suizidversuchen vorzubeugen. Ihr kennt das ja: Für teures Geld um den halben Erball jetten und dann nicht trainieren zu können, bringt das innere Gleichgewicht von uns Leibesertüchtigungs-Junkies schon mal aus der Balance.

Mein Einsatz als Zerstreuer jedenfalls hat sich etwas verselbständigt und nun habt ihr den Salat. Ich habe es ja geschafft, mich in den vergangenen paar Tagen als absolution Idioten zu verkaufen! Das macht aber gar nichts und trifft es ganz gut! Wenn niemand mehr was von einem erwartet, kann man sich nach Strich und Faden daneben benehmen und bestenfalls ist noch wer angenehm überrascht.

Zur Einstimmung, falls der heutige Aufsatz wegen der geistigen Eskapaden des Vortragenden nicht recht zu zünden weiß und damit ihr mit wenigstens einem Lacher nach Hause gehen könnt, wenn auch der Rest der Veranstalung zum peinlichen Vorlesewettbewerb verkommt, hier ein Witz. Auch für mich, um einschätzen zu können, ob ihr eher dem gehobenen Humor zugeneigt seid oder doch, wie die Runner’s World Kollegen der letzten Woche, eher der infantilen Pimmel- und Fäkal-Komik.

„Ich habe noch nie verstanden, wie man beim Biathlon zweiter werden kann. Man hat doch ein Gewehr!?“

Es geht schon wieder los und es ist immer dasselbe! Ich schweife ab! Ich hatte einen Slot von 10 Minuten bekommen, da wir das eigentlich Thema des Tages noch immer nicht erreicht haben, sehe ich aber schon jetzt kommen, dass ihr der euren Schlafrhythmus bestimmenen Garmin nochmal ein paar Minuten rausfeilshen müsst! Fokus also! Und das ist ja so ne Sache… vor allem wenn man den nicht hat, man aber Triathlon machen will. Ihr könnt euch ungefähr vorstellen, wie das bei abläuft… vor allem, wenn man eine biorhytmische Eule ist und eine entsprechende Abneigung gegenüber allem hat, das vor 8:00 stattfindet: Auftaktläufe sind ja sschon das letzte, aber bei morgendlichem Schwimmen ist man ja neben dem Zwang schlecht gelaunter Ertüchtigung zu allem Überfluss auch noch nass! Wie praktisch, dass Triathlons selten mit Schwimmen und meisten am frühen Nachmittag starten! Nein man! Kack früh raus aus der Koje, rein in die Neopelle, schnell noch vollstrullen das sackteure Ding und ab in den Teich! Wie schönb! Vielleicht mache ich ab sofort vor dem Rennen einfach durch! Und dann schön auf dem Rad einpennen…

Bei der Gelegenheit und bevor wir zum eigentlich Thema des Tages kommen, eine kleine Annekdote vom Kraichgau-Triathlon vor ein paar Jahren… damals waren noch Einteiler ohne Ärmel schick! Strochhalmwitz…

Wir schweifen ab! Ich habe doch ein Tagebuch geschrieben, das ich hier vortragen wollte. Man! So kommen wir nie ins Bett! Bevor also die halbe Mannschaft einpennt, fangen wir damit doch endlich mal an! Als kleinen Haftungsauschluss will ich nur noch schnell vorausschicken, dass die folgenden Texte aus der Trickkiste der Triathlon-Affen stammen. Der eine oder andere kennt uns vielleicht? Wir sind für unsere nicht ganz erst gemeinten Spiegelvorhaltungen auch schon böse angefeindet worden. Bis heute bilde ich mir was ein auf die Titulierung als „Arschloch“, als ich einen unserer Artikel in die Gruppe „du bist ein Triathlet, wenn…“ bei Facebook gepostet hatte. Mein Ritterschlag! Ich bin mal gespannt, wie es heute Abend läuft und stelle mich auf das Schlimmste ein. Den Hinterausgang in der Werkstatt habe ich mir schon zeigen lassen.

Epilog

Kaum dass der Winter seinen unsportlichen Schleier auch von deutschen Breitengraden zu ziehen scheint, ergreift das dreikämpfende Volk die Flucht. Ausgerechnet jetzt, wo man sich selbst in der norddeutschen Tiefebene wieder ohne Schneeanzug auf den Drahtesel hätte trauen können.

Während sich der durchschnittliche Arbeitnehmer in seinem Urlaub wahlweise vollaufen, gehirnwaschen oder wellnessen lässt, obsiegt beim triathletischen Sportfanat auch bei der Wahl des Urlaubsinhaltes der Zwang nach persönlicher Optimierung und Zerstreuung. Denn einfach mal zwei Wochen den müden Denkapparat nebst der diesen umgebenden Hülle auf die Leine zu hängen, ist der Leistungshungrigen Sache nicht.

Tag -1: Packen

Neben sich selber und der üblichen Zivilklamotten wird mit jahrelang antrainierter Tetris-Meisterleistung alles an Equipment verstaut, was auch nur ansatzweise von Nutzen sein könnte während der anstehenden zweiwöchigen Schinderei: Vom Zeitfahrhelm über den TRX-Slingtrainer bis zur Neoprenpelle muss alles mit! Ganz zu schweigen von Wegzehrung, den zehn schönsten Radoutfits und dem eigenen Drahtesel! Hoffentlich trete ich niemandem auf die Füße, wenn ich behaupte, dass Leihräder was für Anfänger, Touristen oder unverbesserliche Packmuffel sind. Jedenfalls… das Zweirad zu verzurren artet bei Ungeübten gleichwohl zur Wissenschaft aus, muss doch sichergestellt werden, dass der sackteure Carbonbolide unbeschadet auf der südeuropäischen Insel der Wahl landet.

Das Auffüllen der verbliebenen Hohlräume im Radkoffer mit Riegeln, Klamotten und Frontschnorcheln stößt bei den Leuten, die den Scheiß wuchten müssen jedoch auf nur mäßige Begeisterung. So ist ein offenes Geheimnis, dass das Bodenpersonal von den übergewichtigen Radkoffern der untergewichtigen Sportsüchtigen mitunter so genervt ist, dass außer Sichtweite der Fluggäste damit Domino gespielt wird.

Tag 0: Anreise

Am Zielflughafen angekommen wird nach bangem Warten an der Sperrgepäck-Ausgabe, kritischer Inspektion des unverschämt teuren Fahrradbehältnisses und einer Busreise (inklusive serienmäßiger Inselrundfahrt, weil das eigene Hotel stets das zuletzt angesteuerte ist) die Mönchszelle bezogen. Das stante pede begonnene Auspacken, Prüfen und Remontieren des Rades führt zu einer buchstäblichen Detonation des importierten Hausstandes in das winzige Feriendomizil. So sieht es bereits nach wenigen Minuten aus, wie eine komprimierte Version der heimischen vier Wände.

Wer das Privileg eines nachtschlafend frühen Fluges hatte, kann es zumeist auch nicht abwarten, ignoriert die aufziehende Müdigkeit und zwängt die käsigen Stelzen in die Lycra-Pelle, noch bevor die Tasche mit der Zivilklamotte ausgepackt und das Hotelareal erkundet wurde. Diese Rollerrunden enden glücklicherweise zumeist im Café der übernächsten Ortschaft mit Café con Leche und Kuchen, so dass nicht direkt am ersten Tag schon die Gefahr eines Übertrainings droht.

Wieder zu Hause angekommen trennt sich die Spreu vom Weizen: Während bei einigen zum ersten Mal seit dem Verlassen des Arbeitsplatzes vor ein oder zwei Tagen etwas Ruhe einkehrt, kramen die anderen wahlweise Lauf- oder Schwimmsachen hervor, um keine Minute des langersehnten Bootcamps mit sinnleerem Müßiggang zu vergeuden. Beiden gemein ist jedoch der abendliche Gang zum nächsten Supermarkt, um sich mit Milch (für’s Protein-Shake), Crackern (für das spätabendliche Hüngerchen) und optionalem Bier einzudecken. Letzteres verbittet sich natürlich für die o.g. Überambitionierten.

So! Je nachdem, wie kurzweilig ihr die just abgeschlossene Frontalbeschallung nun fandet, ergeben sich die folgenden drei Möglichkeiten für die in zwei Minuten beginnende Zukunft:

  1. Ihr fandet die Spiegelvorhaltung nicht halb so schlimm, wie ich es zeitweise bei der Vorbereitung befürchte hatte und ich darf vielleicht nochmal wiederkommen.
  2. Ihr fandet die Spiegelvorhaltung in etwa so schlimm, wie ich es zeitweise bei der Vorbereitung befürchte hatte und ich brauche deshalb nicht nochmal wiederzukommen.
  3. „Nicht halb so schlimm“ ist eine unerhörte Untertreibung für die Entrüstung, die meine Spiegelvorhaltung ausgelöst hat, ich soll mich entsprechend zum Teufel scheren und zusehen dass ich mich ab sofort besser immer in Begleitung eines Erziehungsberechtigten auf dem Gelände bewege.

Ich erwarte das Feedback von Diou -Mist, jetzt habe ich den Name doch verraten- und halte mich bereit, sollte Interesse an weiteren Tagebucheinträgen bestehen.

Zu guter Letzt noch etwas Eigenwerbung: Triathlon-Affen bei Facebook, im Web und auf Insta. Oder ganz neu mein Bundeskassner-Podcast mit diesem und den Auftritten der letzten Tage bei Spotify und bald auch bei Apple Postcasts.

Vielen Dank und gute Nacht!