Ich war im Februar 2020 auf Fuerteventura im Runner’s World Trainingslager. Leider hatten wir in den ersten Tagen wegen eines Sandsturms namens Calima Ertüchtigungsverbot. Damit den Teilnehmern nicht die Decke auf den Kopf und das Gemüt auf die Füße fiel, schritt ich zur Tat mit einem Reise-Tagebuch. Das ganze Unterfangen ist dann etwas außer Kontrolle geraten:

Dichten auf Kommando ist ja auch anstregend und es kommt nur Quatsch bei raus. Guckt mich mal an!

Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich hier nicht fürs Laufen eingeflogen wurde, sondern aus Höflichkeit und weil ich halt nichts besseres zu tun hatte! Ich musste mich in den letzten Tagen schon so häufig dafür rechtfertigen, warum ich denn wohl nicht schneller laufen könne, dass ich froh bin, dass mir als Alibi zumindest dieser Amysemeng-Slot zugesprochen wurde.

Aaaaber, wir müssen das heute etwas anders handhaben. Gestern lief es ja vollends aus dem Ruder und der Themenkomplex war dann doch etwas zu weitläufig, als es das beurlaubte Gemüt kapazitiv zu verarbeiten in der Lage gewesen wäre. Insofern… außerdem waren wir heute alle schon deutlich ausgebuchter, als in den letzten Tagen und somit blieb mir nicht allzu viel Zeit, um mich diesem -im besten Wortsinn- Quatsch zu widmen. Diese Gründe veranlassten mich also zu folgender Änderung des angestammten Ablaufplans:

  1. Wir werden den gestrigen und heutigen Tag in der nun beginnenden Sitzung gemeinschaftlich abhandeln. Und, nein! Bevor jemand auf die Idee zu kommen gedenkt: Es hat rein gar nichts damit zu tun, dass ich intellektuell derart mit Grenzerfahrungen geflutet werde, dass ich Schwierigkeiten hätte, mich an gestern zu erinnern. Ganz bestimmt nicht! Wenngleich Grenzerfahrung mannigfaltig zur Verfügung stünden:
    1. Eine Piraten-WG, die mich zu nächtlicher Zeit aus dem Bett trompetet, um zur gemeinsamen morgendlichen Nahrungsaufnahme auszurücken, weil ja alsbald gelaufen würde, was mit vollem Magen nur leidlich zu ertragen wäre.
    2. Intervall-Einheiten, die kaum Blut in der Birne lassen, um den Denkapparat für lyrische Artistik noch gebrauchen zu können
    3. Hungerattacken über Tag, weil ich derart früh zum Frühstück gepeitscht wurde. Die scheiß preußischen Tugenden. Nicht zu ertragen. Habt ihr vorhin die Leute an der Bushaltestelle in Gran Trajal gesehen? Das nenne ich mal Siesta! Mache ich ab morgen auch! Von 8-10!
    4. Und zu guter letzte nochmal die Piraten-WG, in der es, seit ich euch gestern einen Einblick in deren Abgründe gewährt hatte, nicht unbedingt gezügelter zugeht.
  2. Und ich erinnere nochmal an den initialen Grund der Aufzählung: Die Änderungen des angestammten Ablaufplans. 2. also: Ich wage mich an die Verwendung verschiedener audiovisueller Medien. An dieser Stelle sollte ich einen kleinen Haftungsauschluss vorausschicken:
    1. Bin ich zwar IT-Rockstar, aber
    2. Irgendwann während der letzten 20 Jahre bin ich vom technischen Vorreiter zum Kommunikations-Opa verkommen. Das zeigt sich vor allem in der Nutzung des Facebook-Messengers und Instagrams. Ich werde diese scheiß Stories einfach nie verstehen! Und c’tens:
    3. Wer im letzten Jahr schon hier war, erinnert sich vielleicht an jene Entgleisung, als aus Versehen Oben-Ohne-Bilder von mir auf dem Beamer zu sehen waren.

Wo wir nun also die juristischen Rahmenbedingungen festgezurrt haben, starten wir mit einem Blick auf den gestrigen Leuchtturmlauf. Und zwar standesgemäß in dessen Aufzeichnung bei Garmin. (PPT)

Man muss ja mal sagen, lieber Coach. Das mit der Zurückhaltung, den 80% locker und dem Fernhalten vom schwarzen Loch haben wir uns gerne angehört und auch verinnerlicht. Nach zwei Tagen Langeweile und sinnlosem Sauerstoffverbrauch, ohne etwas zu Stande zu bringen, mussten wir die Umsetzung deiner gut gemeinten Ratschläge aber nochmal vertagen. Obwohl… wenn ich ganz genau hinschaue, besteht eine nicht unrealistische Chance, dass sich zumindest die Herzfrequenz außerhalb des Loches abgespielt hat. Ob darunter oder darüber lassen wir mal dahingestellt.

Als nächstes lassen wir den schweifen zu jenem sozialen Medium, das mich zum Zuschauen verdammt, weil ich mittlerweile einfach zu alt zu sein scheine, um Instagram adäquat verwenden zu können. Ich habe es letzten meiner 77-jährigen Mutter zu erklären versucht (was ja auch schon geil ist, jemandem was zu erklären, von dem man selber keine Ahnung hat) und werde das Gefühl nicht los, dass sie es mittlerweile besser draufhat als ich. (Draufhaben zusammen!)

Wir starten mit einem Blick auf Instagram von gestern. (Video Tabeas Story)

Dazwischengeschoben noch eine kleine Anekdote: Ich habe die Aufnahmen meiner Auftritte hier meiner Dramaturgin zukommen lassen und von dort kamen zwei Rückfragen:

  • Zu folgendem  Teil des Vortages wurde gefragt, ob eine Robbe anwesend sei (Sound)
  • Und dann wurde angemerkt, dass jener Teilnehmer, mit dem im Hintergrund immer mal zu hörenden Husten wohl besser nicht mehr laufen solle

Als ich sie aufklärte, dass beides der Chef zu verantworten hätte, war kurz stille am anderen Ende.

Wir springen zur Nachmittagsgymnastik. Beim Schwimmen war ich nicht dabei, ist aber vielleicht auch besser, sonst müsste jetzt jemand anderes hier vorne stehen und predigen. Bei Interesse könnte ich zum Thema aber die Definiton der Bleiente im Triathlon zum Besten geben. Aber nur, wenn sich niemand auf die Füße getreten fühlt. Interesse? (Im Triathlon nennt man Leute, die nicht unbedingt mit aalgleicher Schwimmtechnik beseelt sind „Bleienten“ und ich hatte mir vor einiger Zeit erlaubt, das mal genauer zu definieren)

Nun aber zur Gymnastik! Hat das denn nie ein Ende? Wie gestern hinlänglich erörtert waren wir doch davon ausgegangen, dass Leibesübungen auf der Blackroll doch bitte schön auszureichen haben, um den Körper mit ein wenig Qual auf Vordermann zu bringen. Aber nun dieses andauernde Geturne und Gehopse. Es ist zum aus der Haut fahren. Wir sind hier doch bei der Runner‘s World und nicht beim Magazin für Ballett! Und jetzt aufgepasst: Das gibt es wirklich! Was ist nicht alles gibt! Ich saß auch mal in der Bahn… Messer.

Jedenfalls hatte ich von dem Hin und Her unserer läuferischen Geschicklichkeitsübungen ein Zeitraffervideo machen wollen und das hätte auch gut geklappt, wenn nicht irgendwann der Wind das Telefon umgeschubst hätte, die blöde Sau. Diese Wetterkapriolen machen mich fertig hier. Insofern müsst ihr jetzt gut hinsehen… es sind nämlich nur 3s geworden. Der Inhalt wäre aber für außenstehende auch nicht weniger kurios, wenn es 20 geworden wären. VIDEO. Stellt euch mal vor, Marsmenschen würden auf der Erde landen und das mitten in diese Szenerie hinein. Was die wohl nach Hause melden würden?! „Ähm… also gefährlich sind die auf jeden Fall mal nicht. Zumindest nicht für uns. Sie scheinen aber einen ausgeprägten Hang zur Selbstgeißelung zu haben! Over.“?

Nun zur Piraten-WG! Gestern Abend ist es dann passiert! Wir haben gemeinsam geduscht! Nein, natürlich nicht! Wie kommt ihr drauf, ihr Ferkel! Wir duschen nicht! Mit dem was da runterkäme wäre die hiesige Kläranlage wahrscheinlich überfordert. Nein, wir haben eine andere Idee in die Tat umgesetzt. VIDEO. Wenn jemand fremdes mit einer elektrischen Zahnbürste an deinen Gaumen kommt, glitzert’s im Oberstübchen, hab ich mir sagen lassen.

Nun zum heutigen Spaßauflauf! Wiiiieeeder aus dem Bett geprügelt worden zu nachtschlafender Zeit. Was ist denn los mit den Leuten?! Der Kelch des frühen Aufstehens ist leider echt an mir vorbeigegangen. Ich hatte es ja mal ein Jahr versucht, aber es war einfach nichts zu machen. Auftaktläufe liebe ich ja schon ganz besonders, aber da bleibt man meistens wenigstens trocken. Also in Hamburg zumindest immer mal wieder. Morgens schwimmen oder Triathlonstarts sind aber echt das allerletzte. Die Diktatur der Lerchen! Kack Vögel!

Urban im doppelten Sinne heute also: Wir kommen 1. endlich mal raus aus dem Puff, fahren 2. in die große Stadt und gehen 3. auf die Bahn! Wären wir noch mit der U-Bahn gefahren, wäre es quartär zum Schreien gewesen.

Wir also, aufstehen, frühstücken, laufen oder Bus, noch eine Runde an der Ballettkarriere feilen und dann zack, aaaaauf die Fresse! Also! Ich weeeeiiiiß ja nicht, wie es euch ergangen ist. Aber sagen wir mal so: Es stellte sich im Nachhinein heraus, dass die Mathematik auf dem Weg zum gewählten Tempo zwar nervenaufreibend war, aber schlussendlich nicht das Problem. Wenn man sich nämlich kaum noch an seine 10km-PB erinnern kann, sooooollte man gaaanz eventuell gleich im nächsten Augenblick darauf kommen, dass dies womöglich NICHT die Grundlage für die heutige Intervalleinheit sein sollte. Nächstes Brett für den Holzweg, auf dem zumindest ich mich in diesem wunderhübschen Station zeitweise befunden habe, war das Unvermögen sich selber ordentlich zu pacen. Meine Güte! Das hat als bzw. mit Vortänzer doch ganz phantastisch funktioniert. (Ein Küsschen bei dieser Gelegenheit an die beste Splittergruppe des Tages! Meine natürlich!) Kaum operiert man aber an der oberen Grenze der Machbarkeit, passiert einem, was der Engländer mit „it was all over the Place“ beschreibt. Alter, da stimmte ja nix! Rennst los, trifft den ersten 100er noch einigermaßen, rennst dann den zweiten gegen den Wind, da ist schon alles nur noch Kraut und Rüben, wie ein Geisteskranker und ohne den Gegenwind renn man dann in die nächsten Kurve und ab da ist ja sowieso nichts mehr zu retten gewesen. Hinlegen hätte noch geholfen. Und ich bin auch mittlerweile mental zu weichgespült, um das bei den darauffolgenden Versuchen korrigieren zu können. Ein Armutszeugnis! Einmal abdecken bitte! Eins hat aber definitiv geklappt: In das schwarze Loch hab ich mir von oben angeschaut!

Entsprechend wurden dann im Anschluss zum Einfangen der aus dem Ruder gelaufenen Körperfunktionen auch alle Register gezogen. Das aber nicht nur bei mir:

  • Sich einfach auf den Boden werfen und den Seestern geben
  • Alle erdenklichen Stretchtechniken: Neu gelernte für diejenigen, die noch genug Blut im Kopf hatten, der herabschauende (in den Napf schauende) Hund und die große Kathi hat wieder tief in die Yoga-Trickkiste gegriffen und den Kackenden Frosch vorgeführt. Wie schön!
  • Irgendwer hing vielleicht auch speiend über der Reling? Hätte sich dort auf jeden Fall angeboten!

Anschließend noch zur Eisdiele und endlich mal als Deutsche ein gutes Bild abgeben: Einfallen wie die Heuschrecken und unangenehm riechen. Aber wenigstens hatten wir keine Handtücher dabei, um die Stühle zu reservieren.

So! Nun Abschluss noch eine Geschichte aus der Piraten-WG von unserem Mitbewohner, mit dem ich mir das Zimmer teile und über den ich Witze machen darf, weil ihn hier niemand kennt. Sein Doppelvorname bedeutet ins Deutsche übersetzt “der sehr große” oder “der Stärkste” und dem hat er heute Nacht wahrlich alle Ehre gemacht, als er im Schlaf markerschtternd einen hat fliegen lassen. Das habe ich erst gar nicht mitbekommen…